Tradition und Prestige sind des Pferdes schlimmster Feind.
Ein solch simples Hufproblem wie die "Hufbeinrotation" ist immer noch einer der üblichsten Gründe, ein Pferd vorzeitig einzuschläfern, nur weil die Tradition die Gemeinde der Pferdenutzer so fest im Griff hat.
Die Diagnose "Hufbeinrotation" wird anhand eines Röntgenbildes gestellt, das den Pferdehuf von der Seite zeigt. Wenn die Zehenwand des Hufbeins nicht parallel zur Zehenwand des Hufs verläuft wird beim Pferd die Diagnose "Hufbeinrotation" gestellt, obwohl dieses Röntgenbild nichts über irgendeinen Winkel des Hufbeins aussagt.
Huf mit "Hufbeinrotation". (Die blaue Linie bezeichnet die tiefe Beugesehne)
Man könnte sich sehr leicht täuschen und meinen man sähe Form und Winkelung des Hufbeins, aber dem ist nicht so. Das Röntgenbild gibt uns nicht viel Information, und über die Winkelung des Hufbeins sagt es überhaupt nichts aus. Der einzig interessante Winkel, der zwischen Hufbein und Untergrund, ist auf diesem Röntgenbild unmöglich zu erkennen. Wir können allein die Dicke des Hufbeins darauf sehen, und die ist völlig irrelevant.
Der Grund für dieses Mißverständnis ist bei der folgenden Sequenz leicht ersichtlich wenn wir die beiden Hälften des durchgesägten Hufbeins auseinanderschieben.
Die Kontur des Hufbeins ist bodenparallel, und die Dicke ist die, die wir auf dem Röntgenbild sehen konnten.
Die traditionelle Erklärung dafür, daß Hufbein und Hufwand nicht parallel verlaufen ist die, daß das Hufbein sich von der hufwand gelöst hat und es durch den Zug der tiefen Beugesehne nach unten rotiert ist.
Wenn wir ein echtes Hufbein in das vorliegende Röntgenbild hineinkopieren verändert das alles.
 
Traditionell wird behauptet, daß das Hufbein vor der Rotation parallel zur Hufwand positioniert war, aber es ist auf dem nächsten Bild gut zu sehen, daß eine solche Erklärung keinen Bestand hat. Niemand kann ersthaft glauben, daß das Hufbein diesen Winkel hatte bevor der Zug der tiefen Beugesehne "es in eine bodenparallele Position rotieren ließ". Wäre die "Hufbeinrotation" von Beginn an größer gewesen wäre dadurch das Hufbein schon am Tag vor der "Hufbeinrotation" im hinteren Bereich durch die Sohle gestoßen.
 
Die folgenden Bilder demonstrieren klar, daß die Diagnose "Hufbeinrotation" mit dem Winkel des Hufbeins nichts zu tun hat.
Keiner der oben gezeigten Hufe weist eine "Hufbeinrotation" auf, der Huf unten dagegen durchaus.
Der Druck des Untergrundes hat einfach die Zehenwand weggebogen wodurch sie weiter nach vorwärts zeig. Der Winkel des Hufbeins wird dadurch nicht beeinflußt.
"Hufbeinrotation" kann leicht rückgängig gemacht werden indem einfach die Zehe in einem für das Pferd akzeptablen Maß gekürzt wird um dem Huf seine natürliche Form wiederzugeben. Dadurch kann die Zehenwand in einem natürlichen, steileren Winkel von oben nachwachsen. Der neue Huf, der vom Kronrand aus herunterwächst, wird dann parallel zum Hufbein wachsen. Der steilere obere Teil der Hufwand wird sich immer weiter bodenwärts ziehen solange er nicht von unnatürlichen Hebeleffekten einer langen Zehe beeinflußt wird. Wenn er am Boden angekommen ist wird die "Hufbeinrotation" verschwunden sein. Wenn der steiler nachwachsende Wandteil etwa zur Hälfte hinuntergewachsen ist wird der Huf komisch aussehen, aber es ist der einzige Weg die natürliche und gesunde Hufform wiederzuerlangen.  
Manchmal macht das Pferd den ganzen †bergang in einem Schritt, manchmal in bis zu drei Schritten. Das abgebildete Pferd machte ihn in drei. Der einzige Grund, daß die Heilung der "Hufbeinrotation" nicht sofort erfolgreich ist besteht darin, daß sich unter der Hufwand eine bakterielle Infektion einnistet, die das neue Gewebe und somit die feste Verbindung zerstört. Das Entfernen der Hufwand zur Bekämpfung der Infektion ist sehr radikal. Ich denke eine bessere Lösung wäre, den Huf täglich in Wasser einzuweichen, dem ein wenig Apfelessig zugesetzt wurde.

Das Wissen darum, wie einfach eine "Hufbeinrotation" zu heilen ist, ist keinesfalls ein Geheimnis. Hunderte von Naturhufpflegern in der ganzen Welt haben erfolgreich "Hufbeinrotationen" geheilt, jedoch stehen Tradition und Prestige der Akzeptanz dieser Methode durch die traditionell vorgehenden Hufpfleger im Weg. Deshalb gehen so viele Pferde wegen der sogenannten "Hufbeinrotation" immer noch zum Schlachter.

Ove Lind
EasyHoofCare.com