Trachtenlandung: Ein gutes Zeichen für eine ausbalancierende Hufbearbeitung


Die Barhufbewegung und ihre tiermedizinischen Forscher haben einen zuverlässigen Weg gefunden zu beurteilen, ob ein Huf insgesamt gut bearbeitet ist.

Ursprünglich verstanden die Menschen die wichtige Bedeutung des Abrollpunktes in Bezug auf Bewegungsoptimierung und langfristige Gesundheit des Pferdes. Seit dem frühen 19. Jahrhundert, als Autos begannen, die Pferde als hauptsächliches Transportmittel zu ersetzen, ging dieses Verständnis verloren. Die Bewegungen der Pferde verschlechterten sich seit die "lange-Trachten" - Bearbeitung sich in den Schmiede-Schulen etablierte. In den letzten Jahrzehnten habe viele Pferdeleute fast nie ein Pferd wirklich gut laufen sehen. Als ich das erste mal sah wie die Hufe meiner Stute korrekt fußten dachte ich, daß es "künstlich" aussähe!

Das Zeichen für eine gute Bearbeitung ist, daß die Vorderhufe auf ebenem Untergrund eine Trachtenlandung zeigen. Kurz bevor die Trachte landet können Sie sehen wie der Huf vorwärts schwingt, alle Gelenke im Bein befinden sich in kompletter Dehnung.

Ein Pferd mit unausbalancierten Hufen zeigt eine Zehenlandung, oder es fußt plan. Bei einer Zehenlandung sehen Sie einen kleinen "Wackler" in den Fesselknochen - Sie können fast ein "pa-dam" hören - wenn das Pferd den Huf belastet.

(Beachte Sie: Die Gelenke der Hinterbeine biegen sich anders als die der Vorderbeine, so daß der Hinterhuf, fast unabhängig von der Art der Bearbeitung, immer eine Trachtenlandung zeigt. Wenn ich davon spreche wie ein Huf zu bearbeiten ist, damit er mit der Trachte zuerst landet, meine ich die Vorderhufe. Wir bearbeiten die Hinterhufe nicht so wie die Vorderhufe, weil sie es nicht brauchen, außer in dem ungewöhnlichen Fall daß die Zehe zu lang nach vorne gewachsen ist; hier können wir diese Bearbeitung temporär anwenden, bis die Zehenwand sich dem Hufbein wieder angenähert hat.)

Wir können den Unterschied zwischen Trachten- und Zehenlandung sehen, indem wir das Pferd bergauf und bergab auf einer leichten Schräge führen.

Sehen Sie Ihrem Pferd zu wie es bergab läuft. Das Bein hat genug Zeit sich voll zu strecken bevor es den Boden erreicht. Sie werden den Huf nach vorne schwingen sehen während jedes Gelenk sich völlig dehnt, und dann landet der Huf mit der Trachte zuerst.
Hier läuft das Pferd bergauf um zu zeigen wie eine Zehenlandung ausieht. Keines der Vorderbeingelenke ist ganz gestreckt - das Bein hat nicht genug Zeit, sich völlig zu strecken bevor der Huf auf dem Boden landet. Es erfolgt eine Zehenlandung, und dann sehen Sie den "Wackler" oder "pa-dam", was unter Gewicht den Hufrollenbereich überbelastet.


Um herausbekommen zu können, ob Ihr Pferd "offiziell" mit den Trachten oder der Zehe zuerst landet, beobachten Sie es im Schritt auf ebenem Untergrund und schauen Sie an wie die Vorderhufe auf dem Boden auftreffen. Manchmal landen sie exakt plan, was besser ist als eine Zehenlandung, aber dies kann noch verbessert werden, indem die Bearbeitung so erfolgt wie ich es weiter unten erkläre.


Was heißt Abrollpunkt?

Abrollpunkt heißt:

1) der Moment wenn der Huf nach vorne kippt um sich dann vom Boden zu lösen.

Die Trachten beginnen am Ende des Schritts, sich vom Boden zu lösen. (Hier dreht sich das Pferd beim Abrollen leicht von der Kamera weg.)

2) die Position einer Linie quer über die Zehe, die den Punkt anzeigt, an dem der Huf nach vorne kippen kann um abzuheben.

Der Pfeil rechts zeigt den Abrollpunkt an einer flach gearbeiteten Sohle. Wenn die Zehe verbogen ist kann sich der Abrollpunkt sogar noch weiter vorne befinden. Das Abrollen ist verzögert, und das Bein hat nur Zeit für einen verkürzten Tritt, auf den eine Zehenlandung folgt.

Der Pfeil links zeigt wo der Abrollpunkt liegt wenn "toe rocker" und "mustang roll" angebracht wurden. Beachten Sie, daß die Abroll-Linie an derselben Stelle ist wie beim kürzeren Mustanghuf (innerer Hufumriß), der eine natürlich abgerundete Zehe besitzt. Wenn der Abrollpunkt an dieser Position ist hat das Bein genug Zeit bis zur völligen Streckung vorzuschwingen und dann mit den Trachten zuerst zu landen.



Was hat der Abrollpunkt mit der Trachtenlandung zu tun?

Die Stelle, an der sich der Abrollpunkt befindet, legt fest ob der Huf in der Vorwärtsbewegung Zeit für eine Trachtenlandung hat oder nicht. Wenn die Zehe zu lang ist und das Abrollen verzögert hat das Bein nicht genug Zeit um weit genug vorzuschwingen und dann mit der Trachten zuerst zu landen - wie beim Bergauflaufen - und wird statt dessen mit der Zehe zuerst landen; der komplette Gang ist verkürzt.

Eine Verzögerung des Abrollens bewirkt zusätzlich, daß die Hinterhufe in die Vorderhufe greifen, da die Vorderhufe nicht rechtzeitig Platz für die Hinterhufe machen können.

Der Huf eines wilden Mustags (oberes Foto). Der Pfeil links zeigt wo an diesem natürlich abgelaufenen Huf der Abrollpunkt liegt.

Der Huf eines Hauspferdes mit verbogener Zehenwand (unteres Foto). Der Pfeil rechts zeigt den Abrollpunkt an der vordersten Spitze der verbogenen Zehe, die von unten zusätzlich flach gearbeitet ist.



Warum möchten wir einen korrekten Abrollpunkt haben?

Bei einer Zehenlandung müssen die Fesselknochen von einer Biegung nach oben (wenn die Zehe landet) zu einer Biegung nach unten (wenn der Huf belastet wird) wechseln.
Bei einer Trachtenlandung befinden sich die Fesselknochen schon in einer Biegung nach unten (volle Streckung der Gelenke), und die Biegung muß sich nicht verändern wenn der Huf belastet wird.


Alles am Huf funktioniert besser wenn der Huf mit der Trachte zuerst auf dem Boden auftrifft. Die Hufkapsel dehnt sich so, daß die optimalste Stoßdämpfung, die beste Durchblutung und gleichmäßger Abrieb gewärhleistet sind. Die Hufknorpel sind widerstandfähig und Strahl und Trachten weit; sie sind in der Lage, den Huf selbst bei sehr harter Arbeit gut zu schützen.

Wenn die Vorderhufe mit den Trachten zuerst landen können ist die Bewegung des Pferdes frei und raumgreifend - manche Leute beschreiben sie als "Dressurpferd-mäßig".

Wenn der Huf mit der Zehe zuerst landet funktioniert keines der o.g. Dinge gut.

- die Stoßdämpfung ist reduziert,
- es existiert weniger Blutzirkulation im Immern des Hufs (aufgrund einer veränderten Dehnung),
- die Zehen haben die Tendenz zu lang zu werden, dadurch ziehen sich die Trachten zusammen,
- der Abrieb ist ungleich.

Die Bewegung des Pferdes ist kurz und abgehackt; die Hinterhufe treten möglicherweise in die Vorderhufe, bevor diese den Boden verlassen.

Zusätzlich belastet der "Wackler" im Fesselknochen impar ligament (Verbindungsband vom Strahlbein zum Hufbein), unkorrekt. Dieses Band entzündet sich bei konstanter Zehenlandung des Hufs. Nach Bowkers und Ovniceks Meinung kann dies zu "Hufrollensyndrom" und/oder Hufgelenkerkrankung führen.


Welche Balance braucht der Huf für eine Trachtenlandung?

Um eine Trachtenlandung zu erhalten muß der Huf eine korrekte Zehen-Trachten Balance haben. An einem Vorderhuf ist die beste Proportion etwa 1/3 vom Abrollpunkt zur breitesten Stelle des Hufs, und 2/3 von der breitesten Stelle zu den Trachtenendkanten. Bei Hufen mit Zehenlandung ist der Zehenbereich typischerweise länger (2/3) als der Trachtenbereich (1/3).

Ein für Trachtenlandung ausbalancierter Huf.

Der Abstand vom Abrollpunkt bis zur breitesten Stelle des Hufs ist kürzer als der Abstand von der breitesten Stelle zu den Trachtenendkanten.

Ein unausbalancierter Huf mit langen Trachten (die die Trachtenendkanten nach vorne ziehen) und einer verbogenen Zehe (was den Abrollpunkt nach vorne verlegt). Die "breiteste Stelle" bleibt an etwa derselben Stelle.

Der Abstand vom Abrollpunkt bis zur breitesten Stelle des Hufs ist länger als der Abstand von der breitesten Stelle zu den Trachtenendkanten.




Der Huf meines Wallachs:

Um zu zeigen wie ein Huf seine Proportionen ändern kann habe ich hier einen Vorderhuf, vor und nachdem der "toe rocker" in die Bearbeitung für ca. 2 Monate einbezogen wurde. Die Trachten haben sich um 3/4 inch (2 cm) geweitet, und die Zehenfläche vor der Strahlspitze hat sich verkürzt.

Beachten Sie daß der Umriß des Hufs sich von einer ovalen zu einer fast runden Form verändert hat. (Im Zehenbereich existiert immer noch eine Wandverbiegung/gezerrte weiße Linie, wo die Abrolllinie die Zehenwand kreuzt; wenn ich diese Hufe heute bearbeiten würde, würde ich Pete Rameys "weiße Linie-Strategie" benutzen.



Bei einem extrem ovalen Huf mit verbogener Zehenwand: ein Weg die Zehe schnell zurückzusetzen wäre, Gene Ovniceks "toe rocker" zu benutzen. Ich würde vorschlagen, diesen nur für einige Bearbeitungen anzuwenden bis der Huf runder geworden ist. Für die Zeit danach würde ich empfehlen, Pete Rameys "weiße Linie-Strategie" zu benutzen, wie sie auf der Seite Bearbeitung gezeigt wird, um den Umstellungsprozeß zu komplettieren und eine ausreichenden Sohlenwölbung zu erhalten.

Während wir die Bearbeitung ändern wird der Huf sein Auftreffen auf dem Untergrund von einer Zehen- zu einer Trachtenlandung verändern; die Proportion ist in dieser Phase 1/2 Zehe - 1/2 Trachte.


Wie bringen wir einen "toe rocker" an:

Wenn Sie dies zum ersten Mal tun zeichnen Sie mit einem Filzstift drei Linien, die Ihnen helfen sollen, die Balance des Hufs zu "sehen":

1) quer über die Trachtenendkanten beider Trachten

2) quer über die breiteste Stelle des Hufs, bei einem mittelgroßen Pferd etwa 3/4 inch (2 cm) oder auch eine Daumenbreite hinter der Strahlspitze; weiter weg bei einem großen Huf, näher dran bei einem Ponyhuf.

3) quer über das Hinterende der Zehenschwiele, etwa eine Daumenbreite vor der Strahlspitze; Sie können häufig sehen, wo die Zehenschwiele in die Sohlenwölbung übergeht. (Diese Linie wird bei einem großen Huf weiter vom Strahl entfernt sein und bei einem Pmoyhuf viel näher am Stahl liegen.) Wenn keine Zehenschwiele existiert ziehen Sie die Linie eine Daumenbreite vor der Strahlspitze.

Diese dritte oder "Abrollpunkt-Linie", am Hinterende der Zehenschwiele, liegt dort wo bei dem natürlich abgenutzten Huf eines Wildpferdes der Abrollpunkt wäre (in Relation zum Hufbein und der Knochensäule des Beins).

Ich habe auf diesem Foto (ein Hinterhuf) die drei Linien markiert. Ich habe die Abrollpunkt-Linie schräg gezeichnet "als wenn" das Pferd den Huf schräg ablaufen würde (aufgrund eines Gebäudefehlers oder eine Schulterverletzung). Die Linie verläuft durch den Punkt an der Kante der Zehenschwiele, aber sie ist schräg und paßt zum individuellen Abriebmuster des Pferdes, zu sehen am Pfeil.


Mit der Hufraspel:

1) Kürzen Sie zuerst den Tragrand auf Sohlenhöhe, von der Abrollpunkt-Linie nach hinten, einschließlich der Trachten.

2) Dann raspeln Sie vor der Abrollpunkt-Linie einen Winkel von 15 bis 20 Grad, eine flache Oberfläche quer über die ganze Zehe. Hören Sie auf wenn die Raspel auf die markierte Linie trifft.

Seitenansicht eines Hufs.

Die Linie quer über die Zehe zeigt die Stelle, an der die Raspel einen flachen Schnitt macht, quer über die gesamte Zehe, in einem Winkel von etwa 15 bis 20 Grad zur Hufunterseite. Der Pfeil zeigt auf die markierte Abrollpunkt-Linie. Raspeln Sie im 15 bis 20 Grad Winkel bis die Raspel auf die Abrollpunkt-Linie trifft.



3) Zum Schluß bringen Sie eine "mustang roll" (abgerundete Kante) am gesamten Tragrand an, einschließlich der scharfen Vorderkante des "toe rocker".

4) Kürzen Sie die Eckstreben, so daß diese geringfügig kürzer als der neue Tragrand sind, und damit sind Sie fertig.

5) Ich empfehle, den "toe rocker" für nicht mehr als einen oder zwei Trims anzuwenden. Länger angewendet verhindert er, da§ mehr Sohlenwölbung entsteht weil die Zehe sohlenseitig nicht höher werden kann. Mit einer "mustang roll" werden Sie dasselbe Ziel erreichen, möglicherweise nur nicht ganz so schnell.

Leute machen sich oft Sorgen, weil der "toe rocker" in die Zehenschwiele einschneidet. Gene Ovnicek weist auf folgendes hin: wenn die Zehe verbogen genug ist, damit ein "toe rocker" notwendig wird (Huf zeigt eine Zehenlandung), dann ist die Zehe ist viel zu weit nach vorne gezogen. Die Zehenschwiele liegt hier nicht direkt unter der Hufbeinkante wo sie diese vor Verletzungen schützen könnte.

Wenn Sie die verbogene Zehe beseitigen laufen sich der Huf und die Zehenschwiele bald wieder in die richtige Form im Verhältnis zum Hufbein zurück, oft innerhalb 3 bis 6 Wochen.

Achtung: Bringen Sie an einem Rehehuf KEINEN "toe rocker" an, speziell dann nicht wenn Sie sehen, daß sich die Sohle nach außen wölbt (entgegen der Sohlenwölbung). Wenn das Hufbein durch die Sohle bricht würde ein "toe rocker" möglicherweise den Knochen freilegen. Statt dessen beseitigen Sie eine Wandverbiegung mit einem senkrechten Schnitt (siehe Seite Rehe).


Allgemeine Gesundheit

Wenn ein Huf grundsätzlich mit den Trachten zuerst auf dem Untergrund landet kann seine gesamte Physiologie und seine Dehnung am besten arbeiten. Bearbeitungsprobleme, die wir nicht in den Griff bekommen konnten scheinen sich von selber zu lösen:

- Ein Hufbein, das nicht gerade in der Hufkapsel sitzt, wird sich über einige Monate selbst geraderichten, ohne unsere frustrierenden Versuche, es "geraderichten zu wollen".

- "Undefinierbare Schmerzen im Trachtenbereich" oder "Hufrollenschmerzen", die von einer Entzündung des impar ligaments (Verbindungsband von Strahl- zum Hufbein) herrühren, verschwinden.

- Zusammengezogene Trachten weiten sich. Bei beiden meiner Pferde wurden die Trachten innerhalb 2 Monaten um 1/2 bis 3/4 inch (1,5 bis 2 cm) weiter, gemessen zwischen den Trachtenendkanten. Der Umriß der Hufe, der viele Jahre lang oval gewesen war, wurde fast rund.

- Das Strahlpolster wird widerstandsfähiger, so daß das Pferd komfortabler auf unebenem Boden laufen kann.

- Und die große Freude: Reiter berichten mir, daß ihr Pferd "raumgreifende Bewegungen wie ein Dressurpferd hat und so toll zu reiten ist!"

Sie können einen "toe rocker" an Ihre Hufschuhe raspeln um Ihrem Pferd auf Trailritten eine Trachtenlandung zu ermöglichen. Er sollte bis dorthin zurückreichen, wo bei einem Hufeisen die hinteren Enden der Seitenaufzüge liegen. Dies deshalb weil die Dicke der Hufschuh-Sohle die Relation zur Knochensäule des Beins verändert.


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