Das Auseinanderhalten von Respektlosigkeit und Unwissenheit

Ganz generell ist dies warscheinlich das am schlechtesten erkannte Problem, mit dem Pferdeleute auf verschiedenen Ebenen zu tun haben. Das große Problem für das Pferd ist, daß der, der mit dem Pferd umgeht, es "disziplinieren" möchte dafür, daß es nicht das Verhalten und/oder die Leistung bringt, die seinen Erwartungen entspricht. Wenn diese Person offen genug ist, den Erfahrungshintergrund zu bedenken, den das Pferd möglichweise hat, und den Stand der Kommunikation neu zu bewerten, könnte das Leben für beide leichter sein.

Oft reagiert das Pferd auf eine unangenehme Situation, in die es eine Person (unbewußt) bringt (körperlich oder mental), und es versucht nur, dem auf es ausgeübten Druck zu entkommen oder Erleichterung zu finden. Es ist für diese Person sehr wichtig den Grund des Problems zu erkennen, um dann die richtige Lösung dafür finden zu können. Je mehr der Person bewußt ist was das Verhalten eines Pferdes bestimmt, desto leichter ist es, mit einem möglichen Problem umzugehen.

Oft bedeutet die Lösung eines Problems nicht, das Pferd so lange unter Druck zu setzen bis man bekommt was man möchte. Wenn es nicht etwas ist, das die Person tut, dann könnte es etwas in der Umgebung sein. Man muß nur den Grund des Problems beseitigen um die erwünschten Resultate zu erhalten.

Schließt man hormonelle Einflüsse aus, möchte das Pferd grundsätzlich dem Menschen gefallen. Es möchte keine Konflikte. Sogar mit einem gewissen Maß an hormonellen Einflüssen würde das Pferd willig tun was wir möchten, wenn die Situation so ist, daß der einfachste Ausweg für es wäre unserem Wunsch zu entsprechen. Respektlosigkeit ist etwas, das Menschen Pferden beibringen. Es ist schwer für Menschen, ihr Ego einmal außer Acht zu lassen um dies zu erkennen, aber wenn Du jemanden siehst, der einen Konflikt mit einem Pferd hat, stelle Dir zwei Fragen:

1. Nimmt die Person die Handlungen des Pferdes persönlich und will Vergeltung?
2. Versucht die Person, das Pferd nach der Handlung zu disziplinieren? In anderen Worten: der Druck kommt später als die Handlung des Pferdes?

In jedem Fall ist es unwarscheinlich, daß das Pferd die Reaktion der Person mit seiner Handlung in Zusammenhang bringen kann. Vielmehr wird es die Person einfach ablehnen oder in Zukunft mit Furcht antworten. Wenn das Pferd dann Angst hat empfindet die Person meist, daß sie etwas erreicht hat weil das Pferd durch Furcht abgelenkt ist und nicht darüber nachdenkt warum es Ärger bekommt. Sei es Furcht oder Respektlosigkeit, das Pferd ist mental nicht in der Verfassung, das zu tun was wir gerne mit ihm tun möchten.
Die Reaktionen des Pferdes werden auf Erfahrung und Instinkt basieren. Instinkt sagt ihnen, vorsichtig oder neugierig zu sein. Der Selbsterhaltungstrieb ist immer stark in einem Pferd vorhanden, das kein Vertrauen hat. Hier kann es für ein unerfahrenes Pferd unangenehm werden wenn die Person mit zuviel Druck reagiert.

Es hilft dabei, in diesen Situationen die Perspektive des Pferdes zu verstehen, wenn Du an folgendes Szenario denkst: Du läufst durch Gras und denkst dabei an gefährliche Schlangen, und plötzlich trittst Du auf einen Stock, der hochfliegt und Dich erschreckt. Im gleichen Moment hält Dich jemand davon ab, Dich in Sicherheit zu bringen. Dich überkäme warscheinlich große Panik, und dies, obwohl keine körperlichen Schmerzen existieren, die vielleicht einfacher zu akzeptieren wären.
Pferde sind sehr emotional wenn es um Furcht, Vorsicht und Selbstschutz, egal wie wir es nennen, geht. Es ist wichtig, daß sie in diesen Bereichen gute Erfahrungen machen so daß sie Vertrauen in uns bekommen, um alle möglichen Situationen bewältigen zu können.

Wenn wir nicht ihren Fluchtinstinkt auslösen oder sie schlechten Erfahrungen aussetzen können sie respektvoll und interessiert lernen, und es kann, meiner Meinung nach, sehr viel Spaß machen mit ihnen zu arbeiten.