Harmonischer Umgang mit Pferden: Kommunikation durch Respekt, Leichtigkeit und Vorstellungskraft


Ich schrieb dies für eine Freundin, die an der "anderen" Art, wie ich mit meinen Pferden umgehe, interessiert war.


Wie Pferde Ihre Absichten verstehen

Wenn ich Ihnen nur eine Sache über das gute Auskommen mit Pferden sagen könnte, wäre es dies:

Pferde finden heraus was Sie von ihnen möchten, indem sie merken wann Sie den Druck loslassen, den Sie aufbauen um das Pferd zu bitten etwas für Sie zu tun.

In der Pferdegesellschaft benutzen Pferde ihre Stimme nicht sehr oft zur Kommunikation. Statt dessen kommunizieren sie durch "Gefühl". Sie benutzen Körpersprache um "am persönlichen Bereich eines anderen Pferdes zu drücken". Das Pferd, an dem "gedrückt" wird, versucht etwas zu tun, damit der Druck aufhört. Wenn es das tut, was das andere Pferd von ihm möchte, stoppt dieses den Druck um zu signalisieren: "Ja, das ist was ich möchte. Danke!"

Genauso kann ein Pferd die Körpersprache dazu nutzen, ein anderes Pferd dazu einzuladen, zum Spielen oder schlicht zum Zusammensein näher zu kommen.

Wenn wir ein Pferd bitten, etwas für uns zu tun, hilft es wenn wir unseren Wunsch sehr deutlich ausdrücken, speziell wenn es etwas für das Pferd neues oder ungewöhnliches ist. Beispiel: "Bitte geh in diese Waschbox" ist eine große und vage Frage, "Bitte bewege Deinen linken Vorderfuß vorwärts" ist klein und speziell. Wir können den bewegten Fuß mit einem Loslassen unseres Zugs am Führseil beantworten; und aufbauend auf diesem "Ja" können wir nach mehr Schritten fragen, die jeweils mit einem Loslassen des aufgebauten Drucks beantwortet werden, was das Pferd bald in die Waschbox bringen wird.

Das timing des Loslassens ist es was dem Pferd exakt sagt worum wir gebeten hatten. Wenn wir in demselben Moment loslassen, in dem ein bestimmter Fuß sich vorwärts bewegt, wird das Pferd herausfinden, daß unsere Bitte sich genau auf diesen Fuß bezog. Wenn wir zu spät sind und erst zwei oder drei Sekunden, nachdem sich der Fuß bewegt hat, loslassen, sagen wir dem Pferd, daß "das Richtige" etwas anderes war (etwa, daß das Pferd seinen Kopf in Richtung des Fensters gedreht hat), das es in dem Moment tat, als wir losließen. Wenn wir das nächste Mal fragen wird das Pferd versuchen, wieder zum Fenster zu schauen, denkend, daß es das Richtige tut, und dafür gescholten werden. Sie können nun sehen, daß ein Pferd leicht ziemlich konfus werden kann. Dann wird es "dumm" genannt.

Das timing für das Loslassen des Drucks ist so wichtig, daß Sie Ihre eigene Fähigkeit, sich auf das zu konzentrieren, was Sie mit Ihrem Pferd tun, entwickeln und schulen müssen. Je besser Ihre Konzentration wird desto besser wird Ihr Pferd Sie verstehen, und umso besser werden Sie miteinander zurechtkommen.

Falls Sie nicht wußten, daß es das LOSLASSEN ist, das "Ja" zum Pferd sagt, haben Sie einfach anhaltenden Druck ausgeübt, während das Pferd das tat um das Sie es gebeten hatten. Dies resultiert generell in einem von zwei Dingen:

• Weil das Pferd kein "Ja" dafür bekommt, daß es die Sache schon richtig gemacht hat, versucht es auf der Suche danach, andere Sachen zu tun. Einiges von dem, was es ausprobieren würde, wären viel heftigere Aktionen als das, worauf wir vorbereitet wären.

• Wenn das Pferd nie ein "Ja" in Form des Druck-loslassens unsererseits bekommt, schaltet es irgendwann ab und blendet uns aus. Es entscheidet, daß der Druck unangenehm ist aber nichts bedeutet. Nach nicht allzu langer Zeit haben wir dann ein Pferd, das auf nichts mehr reagiert. Das Abgestumpftsein überträgt sich auf andere Bereiche. Wenn wir zum Beispiel einen konstanten Druck auf dem Führseil haben, während wir unser Pferd führen, finden wir beim Reiten dann, daß es nicht auf Zügelzug reagiert, was wir dann "hartmäulig" nennen.

Wenn Sie Ihr oder etwa ein völlig fremdes Pferd auffordern, etwas neues zu tun, hat das Pferd zunächst keine Ahnung, was Sie möchten. Geben Sie ihm die Zeit, auf dem Weg, Sie zu verstehen, verschiedene Dinge auszuprobieren.

Stellen Sie sich vor ich würde Ihnen meinen Finger in die Rippen stecken und sage: "Tu es!". Sie würden sagen: "Tu was?". Wenn ich immer weiter sagen würde "Tu es!" müßten Sie einige verschieden Dinge probieren bis Sie herausgefunden hätten, was "es" ist. Stellen Sie sich nun vor es wäre etwas nicht offensichtliches, wie nach unten zu langen und Ihre Hacken anzutippen - nun, dies ist die Situation, in die wir unsere Pferd dauernd bringen. Wir müssen immer darüber nachdenken wie wir die Situation so gestalten können, daß wir dem Pferd helfen können herauszufinden was wir möchten. Und wir müssen den auf es aufgebauten Druck sofort loslassen und ihm dadurch sagen: "Ja, Du hast es verstanden!"

Ein Teil dessen, die Situation so zu gestalten, daß wir dem Pferd verstehen helfen, würde beinhalten, daß wir selber ein klares mentales Bild davon haben, wie die richtige Reaktion des Pferdes auf unsere Frage aussehen soll. Bei den besten Reitern und Pferdetrainern läuft ständig ein "mentaler Film" ab. Eine Menge Konzentration und Disziplin sind nötig um dies alles zu tun, aber es macht einen gewaltigen Unterschied auf dem Level der Kommunikation und des Verstehens.


Der Anführer

Die zweite Sache, die ich Ihnen über ein harmonisches Zusammensein mit Pferden sagen würde, wäre dies:

Ein Pferd möchte immer wissen wer der Anführer ist. Es sucht immer nach einem Guten.

Das Pferd ist ein Beutetier. Es muß immer im Hinterkopf haben, daß es im nächsten Moment als Frühstück verspeist werden könnte. Sicherheit existiert für es in einer Gruppe, die von einem klugen, fähigen Pferd angeführt wird, das Situationen gut einschätzen kann.

Darum versuchen zwei oder mehr Pferde, die in der künstlichen Situation des Hauspferdedaseins aufeinandertreffen, als erstes herauszufinden: "Wer ist der Anführer?" Es scheint, daß ein Pferd sich extrem unwohl fühlt wenn es nicht weiß wer der Anführer ist. Pferde haben alle die Fähigkeit dazu, der Anführer zu sein; einige haben daran mehr Spaß als andere. Den meisten ist es egal, ob es nun "ich oder ein anderer" ist, sie wollen einfach nur wissen wer es ist.

Wenn ein Pferd in der künstlichen Situation des Hauspferdedaseins auf einen Menschen trifft möchte es bald wissen ob der Mensch oder es selbst der Anführer ist (natürlich nachdem es zuvor herausgefunden hat, daß es nicht als Beute verschlungen werden soll; anhand dessen, wie wir auf es zugehen, kann es erkennen ob wir Fleischfresser sind). Im Verstand eines Pferdes muß die Rolle der eine oder der andere haben. Wenn der Mensch sich nicht so verhält, daß er dem Pferd als ein fähiger und vertrauenswürdiger Anführer erscheint, wird es selbst diesen Job übernehmen, und es wird tun was ihm das Beste zu sein scheint, und dies könnte erheblich von unseren Vorstellungen abweichen.

Pferde scheinen untereinander zwei Arten von Anführern zu kennen. Da Menschen zu bestimmten Vorstellungen von Dominanz tendieren, ist der Stil von Führung, der uns auffällt und den wir bei unseren Pferden anwenden, der eines "Alphas" oder "Bosses". Dies ist der "zeig ihm wer der Boß ist" oder "laß ihn immer wissen, daß Du das stärkere Pferd bist" -Stil.

Genaue Beobachtungen zeigen, daß in etablierten Herdensituationen die Pferde dem "Boß-Pferd" schnell weichen, aber durch ihre Körpersprache deutlich ihre Abneigung und ihre Resignation darüber zu Ausdruck bringen. Außerdem neigt eine Gruppe von Pferden, die von einem "Alpha"-Pferd geführt wird, zu ständigem Gezanke untereinander.

Ein weniger beachteter Stil von Führung, der wahrscheinlich in kleinen Gruppen etablierter Herden verbreiteter ist, ist der "passive" oder "gewählte" Führer. Dieses Pferd versucht nicht, ein Gefolge zu bekommen, sondern geht still seinen Angelegenheiten nach, vermeidet Kämpfe, bewahrt seine Energie, indem er eine soziale Situation genau beobachtet, bevor er eigene Initiative ergreift, und ist in seinem Verhalten beständig. Diesem Pferd folgt irgendwann eine friedvolle Gruppe, die sich untereinander respektvoll begegnet, sich höflich aus dem Weg gehend und sich den anderen gegenüber fair verhaltend.

Diese Beobachtungen, in Mark Rashid's Buch Horses Never Lie genauer beschrieben, geben uns eine klare Auswahl an Wegen, effektiv mit unseren Pferden umzugehen. Beide Führungsstile sind gültig in der Pferdegesellschaft; der Unterschied besteht in der Haltung der Folgenden.

Die Anhänger des Alpha-Pferdes folgen ihm weil sie müssen, und ihre Haltung gegenüber dem Anführer ist von Abneigung und Ablehnung gekennzeichnet.

Die Anhänger des Pferdes, das als Anführer von anderen Pferden ausgewählt wurde, folgen ihm weil sie es möchten, und ihre Haltung kennzeichnet Willigkeit und Kooperation.

Während es da draußen Pferde geben muß, die mit einem "Alpha"-Führer besser zurechtkommen, scheint es mehr Spaß zu machen, ein "gewählter" Anführer für Ihr Pferd zu werden. Ein Pferd, das mit Ihnen zusammensein möchte, wird entspannt sein, leicht und schnell lernen und Ihnen alles geben, auch sein Herz.

Hier sind also die Dinge, die Sie tun können, um ein gewählter Anführer zu werden:

• Seien Sie höflich, präzise und beständig in Ihren Aufforderungen an das Pferd, etwas für Sie zu tun

• Wenn die Aufmerksamkeit des Pferdes woanders hin wandert laden Sie es sanft und konsequent wieder zurück zu sich ein

• Manche Pferde haben so viel Angst vor Menschen, daß sie ruhig aussehen aber eigentlich einen glasigen, abwesenden Blick haben. Diese Pferde brauchen viele Streicheleinheiten, sollten an ihren Lieblingsstellen gekratzt und massiert werden. Die TTeam Körperarbeit und Bodenarbeit, die von Linda Tellington-Jones. www.lindatellingtonjones.com gelehrt wird, kann sehr hilfreich sein

• Machen Sie viel Bodenarbeit um Ihre Kommunikationsfähigkeiten zu schulen. Bauen Sie nur soviel Druck auf wie nötig und seien Sie sehr fein ihn Ihren Berührungen. Bitten Sie Ihr Pferd, den Kopf zu bewegen, die Vorhand, die Hinterhand, vorwärts oder rückwärts zu gehen. Bedanken Sie sich bei ihm für jede Bewegung mit Streicheln, nicht Klopfen.

• Bleiben Sie wach und präsent. Wenn Ihre Aufmerksamkeit woanders hin wandert merkt das Pferd dies sofort und übernimmt die Führung im selben Moment. Dasselbe geschieht wenn Sie aus irgendeinem Grund Angst bekommen.

Es gibt noch sehr gute Gedanken über Führung und gute körperliche und seelische Behandlung von Pferden auf http://equinestudies.org, im Forum, das von Dr. Deb Bennett geleitet wird.


Respekt und Reiten

Sie werden mit Ihrem Pferd besser auskommen wenn sie es für das respektieren was es ist - genau wie Sie möchten, daß ihr Pferd Sie respektiert. Meine Definition von Respekt ist:

"Du hast das Recht dazu, zu existieren, zu sein was Du bist, und die Dinge auf Deine Art zu betrachten; dafür werde ich Dir weder wehtun noch Dich ignorieren oder herabsetzen."

Ein Teil dessen, das Pferd zu respektieren, ist, so gut wie möglich reiten zu lernen; während das Pferd seinerseits so gut wie möglich lernt, Sie zu tragen.

Das Pferd weiß schon vor seiner Ausbildung, sich anmutig zu bewegen. Wenn wir uns auf es setzen muß es einen enormen Extraaufwand betreiben, damit es durch unsere Ungeschicktheit, unklare Kommunikation und Mangel an Balance nicht umfällt. Darum wirkt es auf uns oft unschön in seinen Bewegungen.

Gut reiten zu lernen bedeutet, zu lernen, in kooperativer, beweglicher Balance mit den Bewegungen des Pferdes zu sein, und immer weniger zu tun bis Sie einfach dasitzen und überlegen wo Sie beide sich in welcher Gangart hinbewegen möchten.

Es ist es wert, Centered Riding, die Feldenkrais Methode, Alexandertechnik oder Rolfing (eine Methode bei der der Körper wieder geradegerichtet wird zugunsten einer besseren Beweglichkeit und Balance) zu lernen. Wenn Sie etwas davon tun wird das ihrem Pferd sehr helfen.

www.centeredriding.org
www.feldenkrais.com
www.alexandertechnique.com
www.rolf.org
www.rolfguild.org

Wenn Sie es schaffen, dem Pferd nicht im Wege zu sein, wird es Ihnen alles geben, was es zu geben hat, und Sie werden wissen was Anmut ist.


Leichtigkeit - sie existiert

Das Pferd ist eine Kreatur der Leichtigkeit. Es reagiert blitzschnell auf das, was um es herum vor sich geht. Wenn es das nicht täte hätte es nie Millionen von Jahren, während derer es von Großkatzen gejagt wurde, überlebt.

Für die Sicherheit von Pferd und Mensch lernen Reitanfänger meist auf Pferden, die geduldig oder stumpf genug sind, schlechte Balance und grobe Hilfen von Reitanfängern zu ertragen. So bekommen wir die Vorstellung von langsamen, dummen, tollpatschigen, schlecht zu lenkenden Pferden, und wir passen unser reiten-lernen dieser Vorstellung an. Unglücklicherweise ist dies ausgesprochen entmutigend für Pferd und Reiter.

Ich möchte, daß Sie wissen, daß ein anderer Weg, nämlich leicht und fein mit dem Pferd umzugehen, existiert, und dieser Weg ist großartig. Es gibt so etwas wie zwei Individuen, die denken und sich bewegen wie eins. Das Pferd kann und wird Ihnen sofortige Reaktion, flüssige Bewegung und athletische Schönheit geben, die Sie zu Tränen rührt. Es ist seine Natur, dies zu tun, wir müssen es ihm nicht beibringen. Das erste Mal, wenn Sie ein Pferd erleben, das Ihnen alles gibt, wird Ihr Leben verändern. Danach werden Sie es nicht mehr anders wollen!

Zum Glück für Pferd und Reiter muß reiten-lernen nicht bedeuten, daß es immer bergauf geht und Leichtigkeit erst nach Jahren der Arbeit auftritt. Totale Leichtigkeit kann schon recht bald erreicht sein; zum ersten Mal, wenn Sie vielleicht aus Versehen eine gute Haltung einnehmen, aber dann immer häufiger und länger, bis nach Jahren der Arbeit völlige Leichtigkeit existiert und sie manchmal mehrere Minuten anhält, fast jedes Mal wenn Sie reiten.


Leichtigkeit: Zwei Arten der Kommunikation

Wenn ein "Alpha-Pferd" ein anderes bittet, etwas zu tun, gibt es eine Entwicklung von Signalverstärkungen oder Druck. Zum Beispiel, wenn April zu Music sagt "geh weg von meinem Abendessen" könnte der Druck so aussehen:

1. April legt gegenüber Music die Ohren an. Wenn keine Reaktion kommt

2. schlängelt April ihren Kopf in Musics Richtung. Wenn keine Reaktion kommt

3. schwingt April ihr Hinterteil herum, so daß es in Musics Richtung zeigt. Wenn immer noch keine Reaktion kommt

4. verpaßt April Music einen Tritt.

Praktisch passieren die Schritte 2-4 selten weil Music der Ablauf der Druckentwicklung bekannt ist und sie sich somit schon bei Schritt 1 entfernt. Dies ist ein Weg von Leichtigkeit. Wir können größere Signale weiterentwickeln um eine Antwort zu erhalten; beim nächsten Mal wird das Pferd früher in der Signalentwicklung reagieren, was wir dann immer mehr verringern können bis das Signal so fein ist wie wenn eine Fliege landet.

Wenn wir den Stil des "gewählten Anführers" nutzen können wir auf den einschüchternden Apekt des erhöhten Drucks verzichten und statt dessen ein williges Pferd haben, das nicht ablehnend reagiert.

Benutzen Sie leichten Druck Ihrer Hände oder der Zügel etc. um das Pferd um eine Bewegung zu bitten. Bleiben Sie bei demselben Druck und fühlen Sie den "Versuch" des Pferdes. Sie können auch einmal Ihre Augen schließen um die minimalen Bewegungen im Pferd zu spüren. Wenn Sie die kleinste Veränderung fühlen lassen Sie den Druck los. Bitten Sie noch einmal, ganz leicht; versuchen Sie erneut, den "Versuch" des Pferdes zu fühlen und lassen Sie los. Das Pferd fragt zaghaft "Ist es vielleicht dies, was Du von mir möchtest?"

Ihre leichten, weichen Anfragen und das schnelle Loslassen des Drucks gibt dem Pferd Vertrauen, einen größeren Versuch zu wagen, wie z.B. sein Gewicht in die gewünschte Richtung zu verlagern oder anzufangen, einen Huf vom Boden aufzuheben. Bald wird es das durch ihr respektvolles Feedback herausfinden.

Sie werden bemerken, daß wenn das Pferd "es" verstanden hat, sein Maul bewegen wird. Es verarbeitet das soeben erlebte. Während es das tut, lassen Sie es in Ruhe; dies ist ein wichtiger Schritt, etwas zu verstehen, für die Zukunft.

Sie können das Pferd auch mit Streicheln nach jedem "Versuch" belohnen. (Im Pferdevokabular ist das grobe Klopfen/Klatschen dem getreten-werden gleichbedeutend). Wenn das Pferd endlich Ihre Anfrage versteht und optimal reagiert, streicheln Sie es noch mehr und bleiben Sie mit ihm einfach einige Minuten friedlich stehen. Pferde lieben es mit Ihnen zusammen zu sein und müssen dabei nicht immer aktiv sein. Es ist eine große, bedeutende Wegnahme des Drucks für sie.

Wenn ein Pferd einmal etwas verstanden hat gibt es keinen Grund es darauf zu drillen. Wiederholung, nachdem verstanden wurde, langweilt das Pferd und provoziert ablehnende Reaktionen. Die meisten Bewegungen, die Sie abfragen, nutzen Sie beim Reiten sowieso jedes Mal. Versuchen Sie, immer einen richtigen Grund für eine Anfrage zu haben. Meine Stute bewegt sich im Stall für mich auf eine leichte Fingerberührung hin zur Seite, schläft aber dabei ein wenn ich mit ihr in der Reitbahn "übe".


Mehr über Führung

Ein guter Anführer für ein Pferd zu werden heißt, in Bezug auf sich selber an zwei Dingen zu arbeiten: verbessern Sie Ihr timing, und verbessern Sie Ihre Integrität.

Eine Art, die Spaß macht, und mit der Sie Ihr timing verbessern können, ist das Clicker-Training. Dieses wurde erfunden um Delfinen Tricks beizubringen. Es wird heutzutage auch sehr oft mit Hunden praktiziert. Pferdeleute fangen gerade an, es für sich zu entdecken.

Der Clicker (oder ein anderes kurzes Geräusch) wird dazu benutzt, ein Verhalten, das angefragt wurde, zu MARKIEREN. Wird etwa ein Fuß in die gewünschte Richtung bewegt wird dies mit einer Belohnung honoriert, die mit dem Geräusch zu verbinden das Pferd zuvor gelernt hat. Manchen Pferden ist Futter egal, daher muß eine andere Belohnung gefunden werden, die das Pferd gerne genug mag um etwas dafür zu arbeiten. Zum Beispiel gibt es Hunde, die für eine geworfene Frisbeescheibe lieber arbeiten als für Futter.

Die Einstellung meiner Pferde zum Lernen verbesserte sich um 100% nachdem ich das Clicker-Training entdeckt hatte. Sie lieben es, genau zu wissen was ich möchte. Sie lieben es, herauszufinden, "wie ich Marjorie dazu bringen kann, zu clicken". Sie haben Spaß an einem "Spieltag" bei schlechtem Wetter oder wenn ich nicht reiten möchte.

Ich habe das Clicker-Training dazu benutzt, mit meinen Pferden alle möglichen Arten des Führens und der Bodenarbeit ohne Halfter zu arbeiten, frei zu longieren mit einer besseren Haltung und Bewegung als sie je mit Ausbindezügeln hatten, und Tricks zu machen wie auf ein Podest zu klettern (oder einen Fels auf ihrer Weide), das gerade genug Platz für alle vier Hufe hatte (dies verbessert ihre Balance und ihr Vertrauen).

Quellen für Clicker-Training sind: das Buch, mit dem alles angefangen hat, Don't Shoot the Dog von Karen Pryor, das die Prinzipien der "operant conditioning" erklärt; Clicker Training for Your Horse von Alexandra Kurland, beide mit Clicker erhältlich bei www.clickertraining.com oder 1-800-472-5425. Dieses Geschäft, Sunshine Books, hat auch Videos über Clicker-Training für Hunde, die Ihnen auch mit Ihrem Pferd helfen können. Eine andere Quelle für Bücher und Viseos über Clicker-Training ist www.dogwise.com oderr 1-800-776-2665.

Wir haben alle Problemem mit der Integrität gegenüber unseren Pferden, weil wir in unserer Kultur von der Annahme umgeben sind, daß Menschen höherstehende Individuen sind, und deshalb macht es im großen und ganzen nichts aus, unsensibel und respektlos gegenüber Tieren zu sein. Jemand fragte einmal Tom Dorrance, den großen Horseman und Lehrer, für ein paar Tips für jeden, der zu Hause über Horsemanship nachdenken und die eigene Horsemanship verbessern mšchte. Tom dachte eine Weile nach und sagte dann mit seiner langsamen, leisen Stimme: "Der Mensch schaut auf das Pferd herab". Tom Dorrance empfielt Kinship With All Life (Freundschaft mit allem Leben) von J. Allen Boone, ein kleines Buch, das Sie zu neuen Gedankengängen über die Gleichberechtigung aller Individuen anregen wird.


Beute und Jäger: Eine Sache des Bewußtseins

Pferde sind sich unser viel mehr bewußt als wir uns ihrer bewußt sind. Ein Mensch kann ein Leben lang mit Pferden verbringen und dabei völlig den einen grundlegenden Unterschied zwischen den Standpunkten vergessen - einen Unterschied, den Pferde bei der ersten Begegnung sofort bemerken und im täglichen Umgang mit uns immer in Betracht ziehen müssen. Das Bewußtsein des Pferdes für diesen Unterschied hat manchmal ein Verhalten zur Folge, das der Mensch unter menschlichen Gesichtspunkten misinterpretiert.

Das Pferd ist ein Beutetier. Seine Position in der Nahrungskette ist immer die desjenigen, der gefressen wird. Sein Futter ist Gras, es hat keine Fangzähne oder Klauen, es hat nichts, das es schützt außer der Fähigkeit, Dinge im Bruchteil einer Sekunde wahrzunehmen und bei Bedarf zu fliehen. Seine Augen und Ohren sind so plaziert, daß das Pferd rundum sehen und hören kann. Sein Instinkt sagt ihm: erst fliehen, dann denken. Wenn das Pferd sich einem Wasserloch nähert, läuft es drumherum und hält oft an, um nach Löwen Ausschau zu halten.

Der Mensch, obwohl er manchmal auch Beute ist, hat viele Charakteristika eines Jägers. Wir haben die Augen vorne im Gesicht, wie die Familie der Katzen, Hunde und Greifvögel. Dies ermöglicht uns, Distanzen abzuschätzen - exakt wie weit wir von der Beute entfernt sind. Wir tendieren dazu, direkt zum Wasserloch zu laufen; wir sehen einander direkt in die Augen; wir sehen Beutetieren direkt in die Augen, und wir gehen direkt auf sie zu.

Während wir möglicherweise nie merken, daß wir uns so verhalten, bemerkt das Pferd den Unterschied sofort und immer und hat mit Recht Angst davor. Wenn wir also mit Pferden gut zurechtkommen möchten müssen wir lernen, damit aufzuhören, uns wie ein Freßfeind zu verhalten. Je weniger wir uns so verhalten desto besser kann das Pferd seine Angst überwinden und sich in unserer Gegenwart sicher fühlen.

Wir wissen, daß Furcht Lernen verhindert. Je weniger wir uns daher wie ein Beutejäger verhalten desto können unsere Pferde lernen, was sie für uns tun sollen.

Einige Dinge, die wir tun können um nicht wie ein Freßfeind zu wirken:

• Sehen Sie dem Pferd nicht direkt in die Augen bis es Sie besser kennt. Schauen Sie auf die Nase oder sein Füße, und wenn Sie in seine Augen sehen tun Sie dies aus den Augenwinkeln heraus.

• Wenn Sie sich einem Pferd nähern könnte die Tatsache, daß Sie eine Kurve anstatt eine gerade Linie laufen, ihm dabei helfen, sich dabei komfortabler zu fühlen. Stoppen Sie am Rand seiner "persönlichen Komfortzone" (die Stelle, an der es sich darauf vorbereitet, wegzugehen), und warten Sie auf seine Erlaubnis, näher zu kommen (es entspannt sich und bleibt, wo es ist).

• Die menschlichen Emotionen Ärger und Groll über einen längeren Zeitraum scheinen in der Pferdegesellschaft nicht zu existeren und wirken beängstigend auf Pferde. Wenn Sie böse werden (und dies passiert jedem von uns) halten Sie sich vom Pferd fern bis Sie sich beruhigt haben. SIE MACHEN IHM ANGST!


Bodenarbeit

So oft denken wir, das Pferd sei eine Art Motorrad. So sind Reitstunden: Sie bürsten das Pferd, legen den Sattel auf und das Kopfstück an, steigen auf und wooom! Los gehts!

Andererseits ist das, was so attraktiv an Pferden ist und was sie von einem Motorrad unterscheidet, die Tatsache, daß sie lebendig sind. Warum lieben manche von uns Pferde anstatt Motorräder? Ist es nicht so weil wir die Idee von einem Pferd als "Mitmenschen" haben, ein "jemand", mit dem wir in Beziehung treten können? Haben nicht die meisten von uns schon einmal diese quälenden Geschichten von Pferd-Mensch-Freundschaften und Partnerschaften gehört?

Eine gute Pferd-Mensch-Beziehung wir durch Bodenarbeit ermöglicht. Das Pferd IST ein "Mitmensch". Es IST eine "Persönlichkeit". Es hat Spaß daran, uns kennenzulernen. Es möchte herauszufinden, was wir von ihm wollen, und es gefällt ihm, eine Partnerschaft mit einer Absicht und Aktionen dahinter aufzubauen.

Wie können wir eine Partnerschaft aufbauen zwischen Kreaturen, die so verschieden sind wie Pferd und Mensch?

Menschliche Sprache ist eine sehr komplexe Angelegenheit - so komplex, daß nur Menschen sie benutzen und verstehen können. Pferde können dies nicht.

Deshalb nutzen wir die Bodenarbeit als einen Weg, Menschen die Pferdesprache beizubringen damit sie mit ihren Pferden zurechtzukommen.

Der Verstand eines Pferdes ist in der Lage, sich mit Logik auf hoher Ebene zu befassen. Zu jeder Zeit, zu der das Pferd nicht im Furcht-Modus ist, benutzt es seinen Verstand um sich mit den Dingen um es herum auseinanderzusetzen. Einige seiner Prioritäten sind anderes als unsere weil es eine andersartige Kreatur ist, aber es benutzt Logik. Unsere Seite beim Aufbau einer Partnerschaft besteht darin, zu lernen, was die Prioritäten und Annahmen des Pferdes sind und gut darin zu werden, Pferde-Logik zu erfassen, damit wir die "Pferdesprache in allen Momenten des täglichen Beisammenseins sprechen können".

Ich habe Pferde gesehen, die so freudig reagierten, wenn sie erkannten, daß ich ihre Logik verstand. Sie MÖGEN es gerne, zu verstehen was ich zu ihnen sage. Sie MÖGEN es, "zu verstehen". Sie MÖGEN die Sicherheit, wirklich zu wissen was ich will und nicht raten zu müssen.

Bodenarbeit erlaubt es Ihnen die Vereinfachung dessen, was vor sich geht; so haben Sie Zeit dafür, herauszufinden, welche Prioritäten, Annahmen und Logik Ihrem Pferd zueigen sind. Bodenarbeit gibt Ihnen die Zeit, Ihre Geduld (ruhig Ihre Anfrage zu wiederholen bis das Pferd wirklich reagiert) und Ihr timing (den Zeitpunkt zum Loslassen des Drucks zu finden, um vom Pferd bestmöglich verstanden zu werden) zu entwickeln.

Die "freie" Bodenarbeit mit dem Pferd gibt Ihnen Raum, den "Tanz" mit Ihre Pferd zu üben. Wen ich hier herüber laufe, wo geht das Pferd hin, und wann? Kann ich mich auf eine Art bewegen, daß es am dritten Pfahl umdreht und in die Gegenrichtung läuft? Wie höflich muß ich mich bewegen, damit ich kein ablehnendes Treten oder Schweifdrehen provoziere?

Ich sah einmal einer erfahrenen Frau bei der Bodenarbeit mit einer sehr ängstlichen Stute zu. Die Bewegungen der Frau waren fließend wie Wasser, abwechselnd drängend und verschmelzend mit ihrer Körpersprache, sich jeder Nuance der Bewegungen der Stute anpassend. Die Stute, die zuvor verkrampft und mit hochgerissenem Kopf herumgaloppiert war, beruhigte sich und trabte bald entspannt. Nach kurzer Zeit näherte sich sich dem wahrscheinlich ersten menschlichen Freund in ihrem Leben.

Wenn Sie das erste Mal Bodenarbeit probieren dauerte es vielleicht eine Weile, bis Sie herausfinden, wie die Einzelteile einer Übung zusammengehören. Einige dieser Teile, mit denen Sie über einige Wochen hinweg spielen können, sind:

• Im Genick entspannen. Der Pferdekopf kann sich am ersten Halswirbel einen halben Inch (ca. 1,3 cm) nach rechts und links bewegen. Dies entspannt die gesamte Oberlinie, so daß das Pferd sich befreit bewegen kann. (Stehen Sie vor dem Pferd, halten Sie den Kopf sanft, drücken Sie sanft um das Pferd zu einer seitlichen Biegung des Kopfes zu ermutigen, lassen Sie dann los; wiederholen Sie dies zur anderen Seite. Nach mehreren Biegungen zu beiden Seiten werden Sie bemerken, daß das Pferd den Kopf senkt und sich entspannt.

• Die Hinterhand tritt seitwärts, nach links und rechts.

• Die Vorhand tritt seitwärts, nach links und rechts.

• Das Pferd tritt rückwärts, sich entspannend vom Hals bis hinunter zu den Hinterbeinen.

• Das Pferd tritt seitwärts, nach links und rechts, mit einer entspannten Biegung durch den ganzen Körper. Stellen Sie das Pferd dabei mit dem Kopf gegen eine Begrenzung (Wand oder Zaun), damit es nicht nach vorne laufen kann.

• Führen: das Pferd läuft neben uns her, auf beiden Seiten, hält an, geht rückwärts, dann vorwärts, trabt, schaltet hinunter zum Schritt und hält dann wieder an.

• Das Pferd bewegt sich um uns herum, nach links und rechts; es wechselt die Richtung indem es sich locker dabei auf die Hinterhand setzt.

• Der Mensch steht drei Fuß von einer Wand entfernt, das Pferd läuft zwischen uns und der Wand, von rechts nach links und nach einer Wendung zurück. (Sie bereiten das Pferd damit sorgfältig darauf vor, einen Pferdeanhänger zu besteigen.)

Einige gute Quellen, von denen man über Bodenarbeit lernen und hilfreiche Bilder sehen kann, sind:

Problem Solving von Marty Marten, und Natural Horse-Man-Ship von Pat Parelli, beide in der Western Horseman Serie.

Groundwork von Buck Brannaman.

True Horsemanship Through Feel von Bill Dorrance.

The Trail Less Traveled, ein natural horsemanship Magazin.


Lehren Sie das Pferd, Druck nachzugeben

Eins der nützlichsten Werkzeuge, wenn wir unser Pferd bitten: "komme hier hin", "geh rückwärts", "geh weg bitte" etc., ist, einen Finger auf die Stelle des Pferdekörpers zu legen, die wir bewegen möchten, oder Druck auf das Halfter oder Kopfstück auszuüben, um die Kopfhaltung oder -richtung zu verändern. Ein Pferd, das gelernt hat, sich von unserer Berührung an irgendeiner Stelle seines Körpers wegzubewegen, hat gelernt, "Druck zu weichen".

Pferde werden nicht mit dem Wissen darum geboren. Sie lernen es in den ersten Lebenstagen von ihrer Mutter, in Bezug auf die Pferde, die sie respektieren. Bezüglich derer, die sie nicht respektieren, und Freßfeinde (erinnern Sie sich, sie wissen, daß wir Freßfeinde sind), tendieren sie dazu, bei Druck Gegendruck aufzubauen.

Es ist frustrierend und gefährlich, mit einem Pferd umzugehen, das sich nicht höflich wegbewegt, wenn es höflich dazu aufgefordert wird. Daher ist es das wert, täglich einige Minuten darauf zu verwenden, mit dem Pferd das Nachgeben auf mit dem Finger ausgeübten Druck zu weichen.

Auch Pferden, die sich beim Angebunden sein "ins Halfter hängen" (Halfter kaputtreißen), wird diese Arbeit sehr helfen. Solche Pferde haben höchstwahrscheinlich das Halfter-kaputtmachen gelernt, bevor sie verstanden hatten, wie sie "Druck nachgeben" können.


Über Bosheit/Gemeinheit

Pferde sind wie Hirsche oder Hasen: Furcht ist immer gegenwärtig. Man kann leicht auslösen, daß Pferde um ihr Leben fürchten.

Als eine soziale Kreatur hat es auch Angst davor, das Falsche zu tun und uns dadurch nicht mehr zu gefallen - umso mehr je mehr wir ihm bedeuten.

Wir Menschen fragen oft nach dem, was wir wollen, auf eine Art, die dem Pferd mit seiner Art zu verstehen fremd ist. Pferde fürchten sich, sind konfus oder frustriert wenn sie etwas nicht verstehen können, und dann tun sie Dinge, die nach unseren Vorstellungen unerwünscht sind.

Wir Menschen leben in einer Gesellschaft, in der es Leute gibt, die uns manipulieren und ausnutzen. Durch unsere menschlich-gefärbte Brille sehen wir die Verwirrtheit und Aktionen der Selbsterhaltung beim Pferd als ein Beispiel menschlicher "Bosheit", und wir bewerten sie so: das Pferd will uns "den Tag ruinieren".

Diese falsche Wahrnehmung unsererseits verursacht viele Probleme mit unseren Pferden. Pferde sind Kreaturen mit einem erstaunlichen guten Willen. Sie sind ehrlich und direkt im Umgang mit ihrer Umwelt. Wenn sie deutlich und höflich gefragt werden scheinen sie mehr als willens zu sein, zu tun was wir abfragen, und auch sehr interessiert daran, mit uns gut zurechtzukommen.

Wenn ein Pferd etwas anderes tut als das, was ich wollte, ist es gut, innezuhalten, die ganze Situation zu überblicken und nachzudenken darüber, was das Pferd nicht verstanden hat (oder welche anderen Faktoren wie Schmerzen etc. ihm möglicherweise im Wege waren). Schelten oder Bestrafen ist kontraproduktiv. Dann kann ich verschiedene Weg versuchen, um dem Pferd zu präsentieren, was ich von ihm möchte, bis ich einen finde, den das Pferd versteht. Manchmal muß man einfach nach Hause gehen und darüber schlafen.


Unfälle vermeiden

Unfälle sind sehr beängstigend für Pferde. Manche Pferde überwinden ein schlimmes Unfallerlebnis nie. Es kann Monate oder Jahre sorgfältiger Arbeit erfordern, mentale Schäden wieder zu beheben. Wenn Ihnen Ihr Pferd und sein Training etwas bedeuten denken Sie voraus und vermeiden Sie gefährliche Situationen.

Ein wichtiger Grund, vor dem Reiten Bodenarbeit zu machen, ist, Unfälle zu vermeiden. Machen Sie jedes Mal vor dem Aufsitzen etwas Bodenarbeit bis Sie sicher sind, daß das Pferd metal bei Ihnen ist und seine Aufmerksamkeit nicht ständig woanders ist.

Halten Sie Ihr Pferd von Situationen fern, die eine bessere Kommunikation erfordern als die, die Sie mit dem betreffenden Pferd momentan haben.

Beispiel: Setzen Sie Ihr Pferd nicht einer Situation aus, in der Sie es vom Galopp in den Stand herunterbremsen müssen, wenn Sie vorher noch keinen Stop aus Schritt und Trab schaffen. Erwarten Sie nicht, daß Ihr Pferd sicher rückwärts aus einem Anhänger geht wenn Sie mit ihm noch kein verläßliches Rückwärtsrichten auf ebenem Untergrund hinbekommen. Binden Sie es nicht ein- oder beidseitig (crosstie) an, wenn es noch nicht gelernt hat, Druck nachzugeben.

Suchen Sie einen sicheren Ort wie z.B. eine Reitbahn auf um herauszufinden was Ihr Pferd weiß, um ihm beizubringen was es noch nicht weiß oder um selber zu lernen wie Sie es zu verschiedenen Bewegungen auffordern können. Danach können sie "nach draußen" gehen, wissend, daß für den Notfall eine Kommunikationsbasis besteht.


Domestikation und Sicherheit

Pferde sind Kreaturen der offenen Savannen. Es existiert dort nichts, das ihnen etwas darüber verraten würde, womit sie im täglichen Umgang mit Menschen und deren Umfeld klarkommen müssen: Zäune; lange Tunnels, die in kleine, dunkle Höhlen führen (was lebt in Höhlen? Bären und Löwen...); Griffe von Schubkarren, die hervorstehen und sie beim Vorbeigehen stechen; am Kopf angebunden sein; verschlungene grüne Wasserschlangen; einem Seil folgen usw..

Wir Menschen verbringen recht viel Zeit damit, jedem Pferd, das in unsere domestizierte Welt hineingeboren wird, all diese Dinge zu erklären, damit sie verstehen, sich von Schwierigkeiten fernzuhalten. Obwohl jedes Pferd, das Angst bekommt, zurückverfällt in die Ur-Mentalität der offenen Savannen: "Flüchte erst, denke später. Kämpfe um Dein Leben". Dann haben Sie einen Unfall - Sie oder Ihr Pferd müssen für viel Geld zusammengeflickt werden.

Also: Tragen Sie einen Helm; tragen Sie Stiefel, mit denen Sie nicht durch den Steigbügel rutschen; schieben Sie die Schubkarre aus dem Weg bevor Sie Ihr Pferd den Gang hinunter führen; und wickeln Sie sich die Führleine nicht um die Hand. Behalten Sie eine Fluchtrichtung im Hinterkopf, ohne nervös zu werden, falls Sie im nächsten Moment schnell aus dem Weg springen müssen.

Drängen Sie das Pferd nicht. Seien Sie klar und beständig in Ihrer Kommunikation. Stellen Sie sicher, daß es die Grundlage jeder Idee verstanden hat bevor Sie weitergehen und darauf aufbauen.


Vorstellungskraft und Verantwortung

Menschen sind die Tiere, die Vorstellungskraft besitzen. Was ich damit meine ist, daß wir in der Lage sind uns etwas vorzustellen, das in der momenanen Situation nicht existent ist, und Schritte dahin zu unternehmen, unser Bild Wirklichkeit werden zu lassen. Pferde scheinen diese Fähigkeit nicht zu haben.

Daher ist es die Verantwortung der Menschen, sich bei Schwierigkeiten zwischen Mensch und Pferd vorzustellen, wie gut die Dinge laufen könnten, und dem Pferd in ihm verständlicher Weise zu zeigen, wie man dorthin gelangen kann. Ich glaube, daß Pferde schätzen, was wir tun um ihr Leben und ihre Arbeit zu verbessern, und das ist ein Teil dessen warum sie Spaß an uns haben und gerne Dinge mit uns tun.

Liebe ist mehr als ein Gefühl. Sie bedeutet, positiv über unser Pferd zu denken.


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