Kratzen und reiben Sie Ihr Pferd

Wie wir unsere Pferde einfangen kann viel darüber aussagen, wie gut wir sie und ihre Sichtweise auf uns verstehen. Wenn wir uns durch die Augen der Pferde ansehen könnten, wie sie unser Verhalten interpretieren, würden wir viel mehr über unsere Handlungsweise nachdenken.

Basierend auf vorangegangenen Erfahrungen, Genetik und Umgebung können verschiedene Pferde unterschiedlich reagieren. Sie alle haben ihren individuellen Level der Selbsterhaltung. Ein Teil dessen ist, Menschen und anderen Freßfeinden gegenüber mißtrauisch zu sein. Deshalb hebt ein Pferd den Kopf, sein Auge über das Niveau des Widerristes, aus Aufmerksamkeit möglichen Feinden gegenüber. Wir müssen diese Verhaltensweisen richtig interpretieren, uns dem Pferd in nicht Angst-machender Weise nähern und nicht seine instinktiven Reaktionen wie Furcht und Flucht auslösen.

Ich persönlich benutze nicht gerne Leckelis um Pferde zu bestechen sich fangen zu lassen; ich benutze auch keine einschüchternden Gesten oder Schläge auf dem Körper um Dominanz zu demonstrieren. In diesem Fall würden sie uns nur akzeptieren oder tolerieren weil wir andere Optionen schmerzhafter oder angstvoller gestalten. Obwohl wir anfänglich möglicherweise räumliche Beschränkungen oder Leckerlis benötigen um näher an Pferde heranzukommen bevorzuge ich, sie davon zu überzeugen, daß sie sich in meiner Nähe auch wohlfühlen können, weil ich sie kraule oder kratze. Fast alle Pferde werden irgenwo am Körper lose Haare oder juckende Haut haben, und fühlt sich gut an wenn wir dort kratzen. Leichte, sanfte Berührung wird hier ein mißtrauisches Pferd nicht überzeugen. Eine leichte Berührung könnte kitzeln, verschreckend wirken oder das Pferd ärgern wohingegen festes Reiben oder Kratzen an der richtigen Stelle gerne angenommen wird. Es ist wie wenn unser Rücken juckt, wir ihn gekratz haben wollen und dafür eine zweite Person bräuchten. Wenn die Pferde dies beim nächsten Mal mit unserer Annäherung assoziieren werden sie uns willkommen heißen, und wir werden kein Leckerli mehr brauchen oder sie einschüchtern müssen.

Egal was wir mit ihnen tun, wir können ihnen ein gutes Gefühl geben, indem wir sie dort reiben wo die Fliegen beißen und sie sich gegen diese nicht wehren können, wie am Bauch, unter dem Kiefer, an der Brust, oder indem wir an schwer erreichbaren Stellen wie Mähnenkamm, Widerrist, unter dem Hals und im Gesicht kratzen. Dies alles kann uns dabei helfen, für unsere Pferde ein nützlicher Freund zu werden, ohne Leckerlis oder Einsperren.

Auf diese Art befreunden sich Pferde untereinander. Futter, Hormone und Schutz spielen dabei keine Rolle, nur das gute Gefühl, das Pferde sich untereinander anbieten, indem sie sich gegenseitig die juckenden Köperstellen kratzen. Wir können dasselbe unseren Pferde jederzeit überall anbieten, und dafür brauchen wir keine spezielle Ausrüstung.

Wenn das Pferd lernt, unsere Anwesenheit beim Einfangen mit gekratzt-werden anstatt mit Diskomfort zu verbinden, bekommt es eine positive Einstellung zu uns. Wenn die stärker beeindruckende Erfahrung aber darin besteht, das Halfter unsensibel über die empfindlichen Stellen wie Maul, Augen und Ohren gefummelt zu bekommen, steht das Pferd der nächsten Erfahrung unter Umständen nicht mehr positiv gegenüber.

Wenn wir die Pferde mit unseren Händen reiben und damit aufhören, wenn sie eigentlich noch mehr möchten, bleibt ihn ihnen ein besserer Eindruck zurück als wenn wir so lange weitermachen bis es ihnen zu viel wird und sie bestimmen wenn es genug ist. Wir wollen, daß der Eindruck bleibt, daß sie noch mehr von uns möchten anstatt genug zu haben.