Profi werden

Manchmal fragen mich Leute, die Spaß an der Hufbearbeitung an den eigenen Pferden haben, um Rat bezüglich des Aufbaus eines eigenen Hufbearbeitungs-Betriebs. Ich habe keine direkten Erfahrungen damit. Es gibt jedoch Dinge, die ich in Bezug auf dieses Geschäft vorschlagen kann, aus meiner Erfahrung als Lehrerin der Hufbearbeitung. Dies schrieb ich kürzlich jemandem:

Sie müssen noch kein Zertifikat haben um praktizieren zu können, obwohl langfristig Vorteile daraus entstehen werden. Zu diesem Zeitpunkt sind die Ausbildungsprogramme neu, und es gibt keine legale Notwendigkeit dafür.

Einer der Vorteile einer regulären Ausbildung mit Abschluß ist, daß Sie mehr Verbindung zu anderen Trimmern haben und sich mit ihnen zusammentun können wenn Schmiede-Verbände beginnen, Barhuftrimmern rechtliche Probleme zu bereiten. Barhufleute werden als Bedrohung für die Existenz von Schmieden wahrgenommen, und im kommenden Jahrzehnt wird es wahrscheinlich eine Phase geben, in der sie versuchen, uns per Gesetz aus dem Geschäft zu drängen. Tatsächlich gäbe es genug Beschäftigung für sie willens wären, korrekte Barhufbearbeitung zu lernen.

Der Erfolg, der sich an den von Ihnen getrimmten Pferden zeigt - nicht Werbung oder "Missionieren" - wird das Interesse der Kundschaft in Ihrem Service wecken. Ihre eigenen Pferde sollten inzwischen in der Lage sein, über Steine zu laufen als seien sie Gras (etwas abhängig vom Klima, in dem Sie leben), und sie sollten mit sehr freien Körperbewegungen weit ausgreifen. Leute möchten dies auch wenn sie es sehen!!! Wenn Sie sich also gut und sicher fühlen mit der Art, wie Sie Hufbearbeitung ausführen, fangen Sie an, die Hufe der Pferde von Freunden zu bearbeiten, und es wird sich herumsprechen.

Früher oder später werden Sie einem Rehepferd begegnen, dem Sie wieder zu Gesundheit verhelfen möchten. Dies ist ein anderer guter Weg, Leute für Barhufpferde zu interessieren - nachdem sich das Pferd erholt hat bemerken sie, daß das Pferd nicht getötet wurde! Sie können auch Hufrollen-Pferden relativ leicht helfen indem Sie bei einer oder zwei Bearbeitungen einen "toe rocker" anbringen. Ich empfehle, mit einem Lehrer in Verbindung zu stehen, wenn Sie Ihren ersten Rehe- oder sonstigen Problemfall bearbeiten, so daß Sie ihn/sie anrufen können wenn Sie nervös werden. Die vorhergehenden Seiten "Rehe" und "Rehepony" geben Ihnen Anhaltspunkte bezüglich der Hufbearbeitung. Bei einem Rehepferd kann physisch viel vor sich gehen, daher sollten Sie erfahrene Hilfe in Anspruch nehmen bevor Sie sich daran wagen - Medizin, Kräuter, Homöopatie, Ernährung und verschiedene Wege, Rehehufen in schwerem Stadium zu helfen.

Honorar: Sie müssen Vertrauen in sich selbst haben (das darauf basiert, daß Pferde, die Sie bearbeitet haben, heute besser laufen als früher) und das berechnen, was Sie wert sind. Pete Ramey (ich glaube) berechnet $60 für eine Erstbearbeitung (weil sie mehr Zeit in Anspruch nimmt) und $40 danach, und ich würde nicht viel darunter bleiben und schon gar nicht weniger berechnen als ein Schmied für seine "Weide-Bearbeitung" (pasture trim) in Ihrer Gegend berechnet. Bearbeiten Sie zunächst nicht mehr als drei Pferde pro Tag, dann erhöhen Sie die Anzahl langsam sobald Sie kräftiger werden und die Werkzeuge besser handhaben können.

Bemerkung für Frauen: Ich denke, daß es ein generelles Problem für Frauen sein kann, ein Honorar hoch genug anzusetzen. Das Gefühl, "nicht kompetent genug" zu sein ist eines, das Frauen in unserer Gesellschaft leicht haben, in der wir während unseres ganzen Lebens nicht ernst genommen werden. Es zeigt sich zum Beispiel in diesem Falle, wenn wir nicht in der Lage sind, ein Honorar in angemessener Höhe für unserer Hufbearbeitung zu berechnen. Ich ermutige Sie dazu, sich eine Freundin (muß keine Pferdefrau sein) oder einen Freund zu suchen, oder beides, die Ihnen mit ihren unterschiedlichen Standpunkten viel Mut dafür geben, für sich selbst einzustehen und sich ernst zu nehmen. Stellen Sie Ihnen die gesamte Situation dar: wie schwer die Arbeit ist, wie weit Sie anreisen müssen, wieviel Sie dafür studieren mußten etc.. Fragen Sie sie was sie berechnen würden, und bitten Sie sie darum, Sie dabei zu unterstützen und zu ermutigen, zu verlangen was Ihre Arbeit wert ist. Wenn Sie einmal das "Gefühl der Inkompetenz" als einen "Teil der Frauenrolle in der Gesellschaft" erkannt haben, wird es leichter für Sie sein anders über sich selbst zu denken.

Sie werden einige Kunden haben, die eine Bearbeitung ihrer Pferde nicht so oft wünschen, wie es notwendig wäre um z.B. verbogene Hufwände zu verhindern. Die Leute sind an Beschlagszeiträume von 6-8 Wochen oder länger gewöhnt. Sie werden einige Aufklärungsarbeit darüber leisten müssen, was Hufe wirklich brauchen um gesund zu bleiben. Es ist ok einen Kunden abzulehnen oder die Bearbeitung abzubrechen (Sie können Ihre Entscheidung erklären), und Sie werden dies wahrscheinlich manchmal tun müssen, wenn klar ist, daß das Pferd nicht die Unterstützung bekommt, die es zum Barhuflaufen braucht.

Die andere Seite der Medaille ist, daß ein Besitzer manchmal tatsächlich seinem Pferd Lebensumstände bieten kann, die erlauben, das Maß an Hufbearbeitung zu reduzieren, indem die Menge an täglicher Bewegung für das Pferd erhöht wird. Siehe Jaime Jacksons Buch Paddock Paradise: A Guide to Natural Horse Boarding. Obwohl Sie versuchen, mit der Hufbearbeitung Ihren Lebensunterhalt zu verdienen, hoffe ich, daß Sie die Idee der "Laufbahn" verbreiten, einfach deswegen weil es das Leben der Pferde so viel besser macht. Ich hoffe, wichtige Veränderungen bei den Haltungsbedingungen zu sehen wenn diese Idee einmal Praxis wird.

Arbeiten Sie nicht für Pferdebesitzer bevor er/sie nicht meine Webseite gelesen hat (oder andere Barhufseiten, oder Pete's und/oder Jaime's Bücher). Der Pfedebesitzer muß klar und deutlich verstehen, daß Barhuflaufen keine Möglichkeit zum Geldsparen ist, und daß es eine Übergangszeit gibt, während derer er/sie das Pferd möglicherweise eine Weile nicht reiten kann. Es tut dem Pferd nicht gut, ihm die Hufeisen abzunehmen, ihm einen ersten Trim zu verpassen, und dann bekommt der Besitzer Angst weil das Pferd lahm ist und läßt wieder Eisen montieren.

Es ist WICHTIG, dem Pferd umgehend Hufschuhe anzupassen, damit sie sofort laufen können und sich so die Blutzirkulation im Huf verbessert. Es existiert ein immer größer werdender Markt für gebrauchte Hufschuhe, sie werden oft nur für 3-6 Monate gebraucht - ich schlage vor sie den ersten Winter über zu behalten falls der Untergrund in der Gegend, in der Sie leben, gefriert.

Beginnen Sie keine Hufbearbeitung bis der Pferdebesitzer nicht wirklich MÖCHTE, was Sie tun, und versuchen Sie nicht, Pferdebesitzer zu überreden, ihre Pferde barhuf laufen zu lassen. Das Pferd wird in solchen Fällen nicht die Unterstützung bekommen, die es braucht. Lassen Sie die Leute den Erfolg selber erkennen, ihre "Hausaufgaben" machen, um Sie dann zu fragen ob Sie dasselbe auch für ihr Pferd tun können wenn Sie dazu bereit sind.

Ein großer Teil des Hufgeschäftes ist, dem Pferdebesitzer "die Hand zu halten", speziell in den ersten Tagen der Umstellungsphase, und gelegentlich gibt es Pferde, deren Hufe sich von schwerwiegenden Schäden erholen müssen. Es ist sehr hilfreich, wenn Sie zuvor die eigenen Pferde in der Umstellung auf Barhuf beobachten konnten, bevor Sie die Hufe anderer Pferde bearbeiten; so können Sie wirklich optimistisch an die Sache herangehen und dadurch nervösen Pferdebesitzern helfen. Die Leute sind sehr sensibel gegenüber dem leisesten Schmerz, den ihr Pferd verspüren könnte. Sie können lernen wie Sie den Leuten Mut geben und ihnen erklären was exakt dem Pferd die Schmerzen bereitet, und daß es sich bessern wird, und was sie tun können um die Situation zu verbessern (z.B. keine 50-Meilen-Ritte auf steinigem Untergrund am nächsten Tag zu unternehmen; mit dem Pferd auf Gras spazieren zu gehen wenn es Hufschmerzen hat; nicht zu traben bevor das Pferd sich im Schritt komfortabel bewegen kann etc.).

Wenn Sie nicht schon mit "natural horsemanship" arbeiten empfehle ich Ihnen sehr, es zu lernen. Sie lernen eine völlig neue Sichtweise über den Umgang mit Pferden, und es erleichtert Arbeiten wie Hufbearbeitung sehr, da Sie einen verläßlichen Weg haben, dem Pferd zu zeigen was sie für Sie tun sollen. Es gibt inzwischen viele gute NH Lehrer. Wenn Sie nicht so leicht jemanden finden können ist es eine Alternative, zu Hause den Parelli home video Kurs (Level One) zu studieren, aber besuchen Sie in der Folge einige live Kurse, da Sie dort vieles besser verstehen werden. Wenn Sie bisher in "traditioneller" Weise mit Pferde umgegangen sind wird es möglicherweise eine Weile dauern, bis Sie sich an die neue Herangehensweise gewöhnen - es ist eine total andere Einstellung - aber geben Sie nicht auf, es wird funktionieren. Ich wiederhole noch einmal, "natural horsemanship" hilft wirklich wenn Sie die Hufe vieler verschiedener Pferde bearbeiten.

Denken Sie immer an Ihre Sicherheit!!! Sie werden mit Pferden arbeiten, die Sie nicht kennen und die Sie nicht kennen. Wenn Sie im Pferdegeschäft tätig sind lohnt es sich nicht, mit einem Pferd zu arbeiten, durch das Sie nachher im Krankenhaus landen. Sagen Sie dem Besitzer, daß Sie gerne wiederkommen sobald er/sie mit dem Pferd Bodenarbeit gemacht hat und es versteht, daß Menschen es nicht als Mahlzeit verschlingen wollen.

Benutzen Sie immer Handschuhe, (Raspeln fressen Finger!) und jedes Mal einen Armschutz, wenn Sie keine langärmlige Kleidung tragen - das Messer kann abrutschen und die Sehnen und Nerven zerschneiden. Ich kenne jemanden, dem dies passierte. Tragen Sie immer Leder über Ihren Oberschenkeln.

Arbeiten Sie an einem Platz, der Ihnen erlaubt, sich schnell aus dem Weg zu bewegen wenn das Pferd sich aufregt, und kalkulieren Sie IMMER ein, wo Ihr Fluchtweg ist. Arbeiten Sie nicht in einem schmalen Gang, in dem Deckenregale und Türriegel hervorstehen, die Ihnen die Rippen brechen könnten. Das Pferd an beiden Seiten anzubinden ist gefährlich, es ist besser, an einem offenen Platz zu arbeiten, mit dem Pferd am Führseil. Pferde sind entspannter wenn in der Nähe anderer Pferde sind, Gesellschaft haben und sich sicher fühlen - sie sind Herdentiere und "ein Pferd, das alleine ist, wird leicht von Wölfen erbeitet..."

Pferde, die etwas "natural horsemanship" Training genossen haben, können oftmals getrimmt werden, ohne ein Halfter zu tragen. Pferde, die mit dem Clicker traininert wurden, werden ruhig mit der Nase an einem "Target" stehen, das an die Wand montiert wurde, oder mit ihren Vorderhufen auf einer kleinen Matte.

Ruhen Sie sich aus wenn Sie es nötig haben. Essen und trinken Sie genug! Dies ist ein Teil der Arbeit, kein "Extra". Unfälle passieren wenn Sie müde, hungrig und ausgetrocknet sind - und es nicht bemerken. Stehen Sie gelegentlich auf und laufen etwas herum. Lassen Sie den Besitzer das Pferd herumführen wenn es unruhig wird; dies ist auch wichtig, speziell beim ersten Trim, damit die Blutzirkulation in Gang bleibt und das Pferd auf dem einen Huf stehen kann während es den anderen für Sie aufhebt.

Wenn ein Pferd seinen Huf nicht heben will ist der andere Huf zu schmerzhaft um auf ihm zu stehen, und Sie müssen das respektieren. Führen Sie es aufs Gras, oder geben Sie ihm eine Rippe Heu, auf die es sich stellen kann; was immer ihm dabei hilft, seinen Huf hochzuheben. Sie können ein größeres Stück Baustyropor (5 cm dick) und eine Rolle Duct Tape im Auto deponieren, damit Sie bei Bedarf ein Sohlenpolster für einen schmerzenden Huf herstellen können.

Wenn Sie dazu tendieren, frustriert und ärgerlich bei einem Pferd zu werden, das Probleme hat, Ihren Wünschen zu entsprechen, empfehle ich sehr, Emotions- oder Bewußtseinsarbeit an sich selber vorzunehmen - Beratung, jede Art Kampfsport, Meditation etc. - was immer Ihnen dabei hilft, zu fokussieren und aufmerksam zu sein. Pferde greifen Ihren mentalen/emotionalen Zustand auf und können sich zu sehr aufregen, um mit Ihnen arbeiten zu können. Dies ist die andere Seite von "natural horsemanship" - Sie müssen in der Lage sein, Ihre eigenen Sorgen beiseite zu lassen und "mit dem Pferd" zu sein.

Es gibt keine Regel, die besagt, daß Sie ins Hufbearbeitungsgeschäft komplett an einem bestimmten Datum einsteigen müssen. Es ist völlig in Ordnung, allmählich hineinzukommen, damit Sie herausfinden können, wie es für Sie am besten funktioniert...