Ein weiches Gefühl (soft feel) und ein nützliches Pferd

Ziemlich oft befinde ich mich unter Leuten, die sich auf das "soft feel" mit ihren Pferden beziehen, und ich weiß, daß auch ich jeden Tag in Bezug auf gutes Zusammenwirken mit meinem Pferd dazulerne. Was ich aber sehe ist, daß manche Leute mit ihren Zügeln ein weiches Gefühl aufbauen können, in den Füßen ihrer Pferde jedoch wenig Richtung oder Leben stecken.
Ich komme aus einem Arbeits- und Leistungsbereich, und hier war es immer wichtig, den Job zu erledigen. Man war vielleicht nicht immer stolz auf darauf, was man tun mußte um dies zu erreichen, aber wichtig war, dazusein wenn man es mußte.

Ein Pferd kann seine Arbeit tun, um die wir es bitten, und lernen, sie vertrauensvoll auszuführen, wenn wir das Maß an Panik und Verwirrung regulieren können. Wenn ein Pferd seine Erfahrung unter viel Panik oder Verwirrung macht wird es sich nicht darauf freuen, die Dinge wieder zu tun. Wenn wir eine Erfahrung präsentieren können und dabei Panik und Verwirrung eliminieren, zumindest aber minimieren können, kann das Pferd seinen Arbeit erleben ohne eine schlechte Erfahrung zu machen.

Der mentale Druck, den das Pferd erfährt, kann dazu genutzt werden, es zu motivieren, nach der Erleichterung zu suchen, die wir ihm anbieten, während es wieder auf den richtigen Weg findet um mit uns zu sein. Es ist Druck nötig, damit Loslassen effektiv ist, und Loslassen ist nötig, damit Druck effektiv sein kann. Die Kunst der Horsemanship ist die richtige Balance zwischen diesen beiden. Zu viel Druck erzeugt ein nervöses Pferd, während zu viel Loslassen ein träges Pferd zur Folge hat. Die richtige Balance wir ein vertrauensvolles Pferd ergeben, das in der einen Minute ruhig ist, in der nächsten jedoch alles an Leben und Energie aufbringen kann, das notwenig ist um jegliche Aufgabe zu erledigen.

Ich glaube, daß es einen hohen Wert haben kann, ein Pferd mit einer Arbeit zu konfrontieren, für die es möglicherweise noch nicht genug Vertrauen hat oder sich dabei zunächst nicht wohl genug fühlt. Mit der Zeit wird der Job einfacher und angenehmer, das Pferd wird vertrauensvoller, und der Druck wird ihm dabei helfen, Erleichterung davon zu suchen. Wir müssen das Maß an Druck regulieren, den wir das Pferd erfahren lassen, und es dann ihn Richtung der Erleichterung und des Loslassens führen. Erleichterung kann bedeuten, das Pferd pausieren zu lassen und es seine Gedanken sammeln zu lassen, nachdem man es durch Druck in eine bestimmte Position gebracht hat.

Vertrauen ist eine Folge dessen, daß man dem Pferd die Zeit gibt, zu verarbeiten, woher der Druck kam oder was ihn erzeugte, und was es tun mußte um losgelassen zu werden. Je beständiger wir Druck und Loslassen präsentieren können desto schneller und einfacher wird es das Pferd finden. Wenn das Pferd den Druck als selbst-erzeugt und das Loslassen als durch die eigene Reaktion erzeugt wahrnehmen kann entspricht das den Gesetzen der Natur.

Wenn das Pferd einmal etwas Vertrauen in seine Arbeit bekommt, können wir den Motivationslevel erhöhen. Nochmals, wir müssen den Panik- und Verwirrungslevel überwachen. Während wir das Leben im Pferd beschleunigen gibt es einen Punkt, an dem wir das weiche, entspannte, vertrauensvolle Gefühl verlieren, das wir hatten bevor wir das Pferd motivierten.

Nehmen wir zum Beispiel das erstmalige Ropen von einem Jungpferd aus. Wir könnten uns zwei Monate Zeit dafür nehmen, das Pferd für alle Situationen so vorzubereiten, daß es immer weich bleibt. Andererseits können wir die Unannehmlichkeiten, denen wir das Pferd aussetzen, regulieren und einfach die ärmel hochkrempeln und uns an die Arbeit machen. Wir können damit beginnen ihm Erfahrung bei seiner Arbeit zu verschaffen. Dann kann es lernen, uns dafür zu schätzen, daß wir ihm aus Unannehmlichkeiten heraushelfen, und nach dem "soft feel" suchen, das wir ihm anbieten wenn es wieder auf dem richtigen Weg ist. Dieser Weg könnte ein wenig unschön, bis zu welchem Grad der Reiter es auch immer erlaubt, aber wenn wir die Sicherheit für uns und unser Pferd erhalten und Panik und Verwirrung in dieser Aufregungssituation minimal halten können wird das Pferd schneller nützlich sein.

Wir haben Pferd seit langer Zeit für die Arbeit gezüchtet. Sie sind genetisch dazu bestimmt, auf die eine oder andere Art zu arbeiten, nicht dazu, wie zerbrechliche Objekte betüdelt und verwöhnt zu werden. Das soll nicht heißen, daß wir sie mißbrauchen oder unsensibel sein sollen, aber diese Tiere sind definitiv dazu in der Lage, in rauheren Umgebungen zu arbeiten als manche Leute ihnen zumuten.

Es besteht ein Unterschied darin, ein Pferd dafür zu trainieren, eine Arbeit zu verrichten, und ein Pferd zu trainieren während es eine Arbeit tut. Meiner Erfahrung nach sieht ein Pferd mehr Sinn in der Tätigkeit und ist dabei zufriedener, wenn es während der Arbeit lernen kann.